<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="1252"%> Peter Hille

It is hard to imagine Berlin in 1904, the year of Peter Hille’s death. Hard to imagine Berlin before the first war. Before the second war. Before the Wall. Before the time we now live in. For nearly a century Peter Hille has been utterly forgotten.

In his own time he was scarcely known. He was a vagabond poet who slept on benches and sofas.

His poems were written on napkins, scraps of paper, whatever was at hand. Though he sometimes had a notebook too.

A friend in his later years was Else Lasker-Schüler. She loved him so much. She called him Saint Peter Hille. He called her Tino, the black swan of Israel.

 

                                                    Else Lasker-Schüler  by Peter Hille    

Else Lasker-Schüler ist die jüdische Dichterin. Von großem Wurf. Was Debora.
    
Sie hat Schwingen und Fesseln, Jauchzen des Kindes, der seligen Braut fromme Inbrunst, das müde blut verbannter Jahrtausende und greiser Kränkungen. Mit zierlich braunen Sandälchen wandert sie in Wüsten, und Stürme stäuben ihre kindlichen Nippsachen ab, ganz behutsam, ohne auch nur ein Puppenschühchen hinabzuwerfen.
    
Ihr Dichtgeist ist schwarzer Diamant, der in ihre Stirn schneidet und wehe tut. Sehr wehe.
    
Der schwarze Schwan Israels, eine Sappho, der die Welt entzwei gegangen ist. Strahlt kindlich, ist urfinster. In ihres Haares Nacht wandert Winterschnee. Ihre Wangen feine Früchte, verbrannt vom Geiste.
     
Sie tollt sich mit dem allerernsten Jahve, und ihr Mutterseelchen plaudert von ihrem Knaben, wie´s sein soll, nicht philosophisch, nicht gefühlsselig, nein­­ – von wannen Liebe und Leben kommt, aus dem Märchenbuch.
    
Else Lasker-Schüler ist von dunkelknisternder Strähne auf heißem, leidenschaftstrengem Judenhaupte, und so berührt so etwas wie deutsche Volksweise, wie Morgenwind durch die Nardengassen der Sulamith überaus köstlich. Wie auch Heine einen Einschlag von deutschen Fäden im Blute hatte, wohl noch stärker als Prinzeß Tino. So daß es bei ihm zu Kampf, fast zur Auflösung kam.

Elses Seele aber steht in den Abendfarben Jerusalems, wie sie´s einmal so überaus glücklich bezeichnet hat.
Jüdische Dichter, schöpferische Dichter aus Judäerblut sind selten. Die Glut einer entlegenen Urseele ursprünglich, stark und bei Schmähungen ungereizt zu erhalten, ist nicht leicht. Heinrich Heine hat zuviel kleinliche Gehässigkeit, zuviel geriebenes Feuilleton unter seinen Werken.

Ein zweiter Gedichtband ist im Druck. Auf Widersehen, Tino.

Tino ist der unpersönliche Namen, den ich für die Freundin und den Menschen fand, die flammenden Geist und zitternde Welt wie mit Blumenkelchen umfangende Seele.

 

Hymnus an die Dummheit   von Peter Hille

Dummheit, erhabene Göttin,
Unsere Patronin,
Die du auf goldenem Throne,
Auf niedriger Stirne die blitzende Krone,
Stumpfsinnig erhabenes Lächeln
auf  breitem, nichtssagendem Antlitz —
Königlich sitzest:
Siehe herab mit der Milde Miene
Auf deine treuen, dir nach-
Dummenden Kinder,
Verjage aus dem Land
Die Dichter und Künstler und Denker,
Unsere Verächter,
Vernichte die Bücher, --  Traumbuch und Rechenknecht,
Briefsteller und Lacherbsen verschonend,
Und wir bringen ein Eselchen dir,
Dein Lieblingstier,
Dein mildes, sanftes, ohrenaufsteigendes
Lieblingstier,
Eine goldene Krippe dafür
Und ein purpurnes Laken von Disteln