Else Lasker-Schüler (11 February 1869—22. January, 1945)

She is buried on the Mount of Olives.


KARMA

Hab’ in einer sternlodernden Nacht
Den Mann neben mir um’s Leben gebracht.
Und als sein girrendes Blut gen Morgen rann,
Blickte mich düster sein Schicksal an.

from Styx. Berlin 1902

 

CHRONICA

Mutter und Vater sind im Himmel -
        Amen
Drei Seelen breiten
Aus stillem Morgenträumen
Zum Gottland ihre Wehmut aus; -
Denn drei sind wir Schwestern,
Die vor mir träumten schon in Sphinxgestalten
Zu Pharaozeiten; -
Mich formte noch im tiefsten Weltenschoß
Die schwerste Künstlerhand.
Und wisset wer meine Brüder sind?
Sie waren die drei Könige, die gen Osten zogen
Dem weißen Sterne nach zum Gotteskind.
Aber acht Schicksale wucherten aus unserem Blut.
Vier plagen uns im Abendrot,
Vier verdunkeln uns die Morgenglut,
Sie brachten über uns Hungersnot
Und Herzensnot und Tod.
Und es steht:
Über unserem letzten Grab ihr Fortleben noch,
Den Fluch über alle Welten zu weben,
Sich ihres Bösen zu freuen.
Aber die Winde werden einst ihren Staub scheuen.
Satan, erbarme dich ihrer.

from Styx. Berlin 1902

 

JERUSALEM

Gott baute aus Seinem Rückgrat: Palästina
aus einem einzigen Knochen: Jerusalem.

Ich wandele wie durch Mausoleen –
Versteint ist unsere Heilige Stadt.
Es ruhen Steine in den Betten ihrer toten Seen
Statt Wasserseiden, die da spielten: Kommen und Vergehen

Es starren Gründe hart den Wanderer an –
Und er versinkt in ihre starren Nächte.
Ich habe Angst, die ich nicht überwältigen kann.

Wenn du doch kämest.....
Im lichten Alpenmantel eingehüllt –
Und meines Tages Dämmerstunde nähmest –
Mein Arm umrahmte dich, ein hilfreich Heiligenbild.

Wie einst wenn ich im Dunkel meines Herzens litt –
Da deine Augen beide: blaue Wolken.
Sie nahmen mich aus meinem Trübsinn mit.

Wenn du doch kämest –
In das Land der Ahnen –
Du würdest wie ein Kindlein mich ermahnen:
Jerusalem – erfahre Auferstehen!

Es grüßen uns
Des „Einzigen Gottes“ lebendige Fahnen,
Grünende Hände, die des Lebens Odem säen.

from Mein Blaues Klavier. Jerusalem 194

 

NERVUS EROTIS

Daß uns nach all’ der heißen Tagesglut
Nicht eine Nacht gehørt...
Die Tuberosen färben sich mit meinem Blut,
Aus ihren Kelchen lodert’s brandrot!

Sag’ mir, ob auch in Nächten Deine Seele schreit,
Wenn sie aus bangem Schlummer auffährt,
Wie wilde Vögel schreien durch die Nachtzeit.

Die ganze Welt scheint rot,
Als ob des Lebens weite Seele blutet.
Mein Herz stöhnt wie das Leid der Hungersnot,
Aus roten Geisteraugen stiert der Tot!

Sag’ mir, ob auch in Nächten Deine Seele klagt,
Vom starken Tuberosenduft umflutet,
Und an dem Nerv des bunten Traumes nagt.

from Styx. Berlin 1902

 

SULAMITH

O, ich lernte an Deinem süssen Munde
Zu viel der Seligkeiten kennen!
Schon fühl’ ich die Lippen Gabriels
        Auf meinem Herzen brennen...
Und die Nachtwolke trinkt
Meinem tiefen Cederntraum.
O, wie Dein Leben mir winkt!
       Und ich vergehe
Mit blühendem Herzeleid
Und verwehe im Weltraum,
       In Zeit,
       In Ewigkeit,
Und meine Seele verglüht in den Abendfarben
       Jerusalems

from Styx. Berlin 1902

 

VAGABUNDEN

O, ich wollte in den Tag gehen,
Alle Sonnen, all Glutspiele fassen,
Muss in trunk’ner Lenzluft untergeh’n
Tief in meinem Rätselblut.
Sehnte mich zu sehr nach dem Jubel!
Dass mein Leben verspiele mit dem Jubel.
Kaum noch fühlt’ meine Seele den Goldsinn des Himmels,
Kaum noch sehen können meine Augen,
Wie müde Welle gleiten sie hin.
Und meine Sehnsucht taumelt wie eine sterbende Libelle

       Giesse Brand in mein Leben!
       Ja, ich irre mit Dir,
Durch alle Gassen wollen wir streifen,
Wenn unsere Seelen wie hungernde Hunde knurren.
An allen Höllen unsere Lüste schleifen,
Und sünd’ge Launen alle Teufel fleh’n
Und Wahnsinn werden uns’re Frevel sein,
Wie bunte, grelle Abendlichter surren;
Irrsinnige Gedanken werden diese Lichte sein!
Ach Gott! Mir bangt vor meiner schwarzen Stunde,
Ich grabe meinen Kopf selbst in die Erde ein!

from Styx. Berlin 1902

 

We bring the following excerpts from Else Lasker-Schüler’s Das Peter Hille Buch, published in Berlin in 1906. As far as we can determine the book is still out of print. Peter Hille died in 1904 in Berlin.

 

Petrus der Felsen

Ich war aus der Stadt geflohen und sank erschöpft vor einem Felsen nieder und rastete einen Tropfen leben lang, der war tiefer als tausend Jahre. Und eine Stimme riß sich vom Gipfel des Felsens los und rief: „Was geizst du mit Dir!“ Und ich schlug mein Auge empor und blühte auf, und mich herzte ein Glück, das mich auserlas. Und vom Gestein zur Erde stieg ein Mann mit hartem Bart-und Haupthaar, aber seine Augen waren samtne Hügel. Und kleine Kobolde kletterten über seinen Rücken und beklopften ihn mit ihren Hämmerchen und nannten ihn Petrus. Und wir stiegen ins Tal hinab, und der Mann mit dem harten Bart-und Haupthaar fragte mich, von wo ich käme—aber ich schwieg; die Nacht hatte meine Wege ausgelöscht, auch konnte ich mich nicht auf meinen Namen besinnen, heulende hungrige Norde* hatten ihn zerrissen. Und der mit dem Felsennamen nannte mich Tino. Und ich küßte den Glanz seiner gemeißelten Hand und ging ihm zur Seite

Petrus und ich auf der Wanderung I

Als wir auf die Landstrasse kamen, begegnete uns ein Mann mit einem kurzen schwarzen Bart, der trug ein großes Buch auf dem Rücken und er sagte, seine Seele trüge er also bei sich. Und als er das große Buch aufschlug, war es voll von eitlen Buchstaben, die sich reimten. Und da Petrus wieder stehen blieb und mit den jungen Bäumen sprach, die an beiden Seiten der Chaussee standen, geschah es, daß der Mann mit der eitlen Seele mich verleiten wollte, Petrus nicht zu folgen. „Er kennt die Wege dieser Erde nicht, und halloser ist er noch tausendmal mehr, wie Du es bist, und zwei Herumtreiber wird man Euch aufhalten an der nächsten Ecke.“ Aber ich hielt meine Blicke fest auf den Gefundenen gerichtet, wie auf ein leuchtendes Land, wie auf ein Himmelreich mit blauen Gärten. Und als der Mann sah, daß er nichts ausrichten konnte, begann er mich zu schmähen, bis er von einem Graben verschlungen wurde.

 Petrus und ich auf der Wanderung II

Vor einem Häuschen bei der Stadt wollte ich mich von Petrus eine Weile trennen—dort wohnte meine Schwester. Aber er trat durch das kleine Zauntor in den Garten. Und es kamen und zwei liebliche Mädchen entgegen—das Bübchen in ihrer Mitte hatte sich von ihren Händen losgerissen, kletterte wie ein Wiesel auf einen Birnbaum, munteren Spatzen nach, von einem Ast zum andern. Es war mein Bübchen. Und Petrus fragte die beiden Mädchen, wie sie hießen. „Sage und Haidekraut.“ Es sind meiner Schwester Kinder. Und zu Sage sagte Petrus: „Dein Gesichtchen ist ein schöner Blumenstrauß.“ Denn Sage hatte Augen wie silberne Ähren und einen Malvenblütenmund, und wie Rosen glühten ihre Wangen. Und Haidekraut hob fragend ihr Gesichtchen: „Und Du, erzähle Deiner Mutter, bist ein sonnefarbenes Prinzeßchen.“ Und als ich in den Flur des Häuschens trat, sprangen die beiden lieblichen Mädchen hinter mir her: „Mutti, Mutti, der liebe Gott ist draußen im Garten!“ Aber meine Schwester hatte uns kommen sehn und war sehr nachdenklich. Ich wußte, daß die Majestät Petrus sie beängstigen würde—und sie erfaßte sorgenvoll meine Hände: „Willst Du nicht bei uns bleiben?“

Aber Petrus wandte sein Antlitz, und plötzlich war es hell über dem kleinen Blumengarten. Doch meine Schwester senkte betrübt den Kopf; ich riß mich los, streichelte Sage und Haidekraut, küßte meinen kleinen Wildfang und ging dem Herrlichen nach. Als ich mich umwandte, sah ich meine Schwester am Fenster stehen; ihre Augen waren verwundert aufgetan; sie blickte noch lange, lange hinter unserm Flug.

Petrus und ich auf der Wanderung III

Dann standen wir vor einem Herrenhaus. „Hier wohnt Onit von Wetterwehe,“ sagte Petrus, und ich ging ihm nach durch das knarrende Tor. Ausgestreckt in der heißesten Sonne fanden wir den jungen Fürsten mitten im hohen Grase liegen, und vor ihm kauerte sich ein runder, zusammengeballter, rotköpfiger Schläfer; der hielt im Träume Possengespräche, und dem jungen Fürsten rannen die Tränen über die Wangen. „Nun, was meinst Du zu solch einem Tyrannen, dessen Narr sich am hellichten Tage schlafen legen muß, um ihm die Langeweile mit blödsinnigem Kauderwelsch zu vertreiben.“ Und Onit von Wetterwehe sprang auf, als er Petrus’ Stimme hörte, umarmte ihn und betrachtete mich neugierig. „Wer ist sie?“ „Ja, das möchtest Du gerne wissen—gefunden habe ich sie—irgend ein fremder, gebräunter Stern hat sie wohl aus der Hand fallen lassen.“ Und von der andern Seite des Gartens näherten sich drei Gestalten, die waren groß und schlank, und Petrus nannte den schönsten der beiden Jünglinge Antinous und den andern Grimmer von Geyerbogen, und Najade hieß der Brüder blauäugige Schwester. Und Wir verwunderten uns und waren uns gut.

Petrus und der Mond

Wir standen auf einem kleinen Hügel in der Nähe der Stadt und blickten in unsere Fernen. Auf die silberdunkle Linie zeigte Petrus, die Himmel und Erde vereinte. Er sagte: „Von dort bin ich gekommen.“ Und es war mir offenbar: eine wandernde Landschaft ist er, die ersehnte Heimat der Jubelnden. Und als ich zu ihm reden wollte, erreichte ihn meine Augen nicht, höher war er gewachsen wie der Mond—und er hielt ihn in der Hand, den größten goldenen Reichsapfel. Ich rief. Da kamen alle die Knaben, die Petrus liebten, und die Mädchen, die um ihn wie um eine ssteinerne Urgestalt Tänze tanzten und blickten zu ihm auf. Aber er hatten den glänzendsten Stern zurück in die Wolken geworfen, und ein heftiger Regen ergoß sich. Wie fliegen den Hügel herab und traten unter breitlaubige Baumriesen. Die andern sahen wir fliehen zurück in die Stadt.

Petrus und der Nazarener

...Und also wir vor der Kirche standen, öffnete er das schwere Portal. Mutter beteten zur Mutter, und Kinder legten Blumen nieder vor dem Sternenknaben, und ich sah zum ersten Male Männer aus Stein, die Petrus ähnelten; sie hatten auch rauhes Haupthaar and trugen lange Bärte und hielten den Kopf gesenkt, aber sie hatten keinen Gipfel wie er. Und am Kreuz harrte der Nazarener; er litt undendlich, so festgenagelt, so blutgenagelt, so hergegeben...“Nimm ihm vom Kreuz, nimm ihn vom Kreuz!“—Und draußen betete die Erde zur Sonne, und auf der Treppe standen die Jünglinge und erwarteten uns; schön waren sie, und selbst der rundliche Narr glich einer schnurrigen Groteske eines seltenen altheidnischen Schmuckes aus kaiserlichem Schatze.

Petrus und ich im Tempel Jehovahs

Von der Chaussee steil aufstiegen viele Männer und Frauen mit ihren Kindern. Auf der Höhe steht der Sternentempel. Heute ist der Versöhnungstag des Jehovahvolkes. „Ehern und weich ist unser Tempel, süß und schwermütig seine Gesänge.“ Und Petrus sagte: „Wir wollen auf die Höhe steigen.“ Und die Wangen der Männer und Frauen wurden blaß und freudezitterten, als sie ihn sahen mit den leuchtenden Feiertagaugen und dem ewigen Barte. Und der Priester sang, und tausend Stimmen antworteten: unendlich wie die Wellen der Flüsse Babylons. Leise las Petrus die hebräischen Gesänge der Bibel: „Wundervoll ist die Gestalt dieser alten Sprache; wie Harfen stehen die Schriftzeichen und etliche sind gebogen aus seinen Saiten.“ Ich berührte seine Hand und zeigte auf die vielen Silbersterne des weissen seidenen Vorhangs: er verbarg Allerheiligstes. Schweigend gingen wir nebeneinander über die rissigen Steinstufen des Tempels hinaus in die wehende Wärme. Die Birken der Chaussee berührten sich innig mit den Ästen. Und ich pflückte Petrus die Blumen, die am Wege standen.

Petrus in der Höhle

Auf den Bergen konnten wir nicht mehr sein und auch nicht auf den Wiesen, und die Bäume der Wälder glichen mächtigen Eissäulen. Und wir froren und waren ohne Obdach. Und die Jünglinge hatten sich entzweit mit ihren Angehörigen, die sie ihres säumenden Wandels wegen schalten. Und Onit von Wetterwehe war mit seinem Leibarzt Kraft und seinem Tafelnarr über die Meere gefahren. Aber eines Tages kam Bugdahan, der Häuptling; er hatte eine Höhle entdeckt, nahe seinem Zelte. Und wir machten uns auf—Bugdahan an der Spitze, dann kamen Petrus und ich; uns folgten Antinous, Najade und Grimmer von Geyerbogen und ihnen: Goldwarth und sein Freund, der Jerusalemiter mit den tröstenden Augen. Und es gesellten sich noch viele von den anderen Jünglingen zu uns, die obdachlos waren und die von unserer Unterkunft wußten. Und wir zimmerten für Petrus einen Sessel aus weißem Birkenholz und polsterten ihn mit Farren und Moos. Und in der Frühe losten wir untereinander, wer tagsüber auf Raub ausgehen werde. Und wir brachten süße Sahne und Weizenbrote heim, die wir vor den Türen reicher Häuser fanden, plünderten große Kaufläden, und Grimmer raubte für Petrus einen Pelz, der wog einen Zentner schwer. Und die Abende wurden gefeiert; wir saßen um kleine Feuer, rauchten aus Pfeifen und tranken von den eroberten Weinen, und Petrus lehrte uns Zigeunerlieder.

Petrus und meine Liebe

Wir wandelten immer um die Rotdornhecken eines Wundergartens. Ich fühlte auch mein Herz duften. Und Petrus nickte versonnen und ich dachte: Er ist ein Schöpfer, und er sammelte in seinen großen Güten den Honig meines Glückes für eine neue Welt, die er auf der Schulter trug. Manchmal schweiften seine Gedanken hinauf wie eine Schar junger Vögel und ruhten auf einer schmalen Weißwolke, und seine Augen weiteten sich, Sonne zu trinken, frisch von der Natur. Aber wenn ich eine Weile schwieg, dann sah er auf meine Lippen und sie jubelten: „Ich liebe den schönen Antinous und Onit von Wetterwehe mit den seidenen Augen und dem Starrwuchs um den Herzen, und den kecklaunigen Grimmer von Geyerbogen, und Goldwarths Lenzhaare liebe ich, das Sonnengefunkel auf seiner Stirn. Aber nachdenklich machen mich oft diese heftigen Strahlen der Untreue.“ Und Petrus legte meine Hand in die seine und sagte: „Freue Dich über Deine springende Liebe, sie ist ein Kind und will spielen.“

Petrus erprobt meine Leidenschaft

(Ich lege einen Kranz aus Rosen nieder auf das Grab eines Propheten.)

Zwei Ochsen ziehen unseren Karren, und auf dem Rücken des Gescheckten sitzt der Bauernbursch. Er hatte uns mitgenommen. „Kommt man ruff ohne lange Fisematenten!“ Wir waren müde von unserer Wanderung und lagen ausgestreckt auf den knarrenden harten Brettern. Und als wir am Ziel waren, reichte Petrus dem jungen Knecht eine große Kognakflasche: „Tu er einen tüchtigen Schluck zum Dank!“—„Der da sein woll der Herr Pankratius von den gestrengen Herren eener? Mit seen Sturmbart fuhr er im Mai über die uffschießende Saat.“ Streng genug sah Petrus aus, und er zeigte auf den stillen Garten des Propheten; weiße Maulbeerbäume und Tragantsträucher umschlossen den Kuppeltempel wie eine rauschende Mauer. „Die Berge des Hochlands von Iran durchstreiften seine Vorfahren,“ sagten Petrus, „und er formte in den Wolken den neuen Menschen aus der lachenden Mittagssonne seiner Heimat. Ein göttlicher Bildhauer fürwahr—und wer sich spiegeln möchte im Auge seiner Schöpfung, muß schon Flügel haben wie er selbst.“ Ich lauschte andächtig, den Petrus’ Worte klangen wie eine Feier. Und den Kranz aus roten Rosen legte er um meinen Arm; wir ließen ihn binden in einer Gärtnerei am Wege, er glänzte noch hell nach Freudenschein des Mittags. Und einen Dolch steckte er in meinen Gürtel—ich wußte nicht, warum das geschah. Aber als ich durch das goldne Tor in die Stätte kam, schwollen mir füßliche Eitelkeiten entgegen, statt herber, eingesteinter Lüfte tausendjähriger Königsgräber—über ihre Säume schleichen Katzen wie lichtverlorne Schlummer. Und mich überkam Ekel und Zorn, da ich des Propheten Katrin sah; sie kauerte auf seinem toten Herzen, behaglich, wie auf einem Seidenkissen—ihr Rücken war seiner müden Füße Schemel gewesen. Und als ich zu Petrus zurückkehrte, brannte mein Leib, und er zog den Dolch aus meinem Gürtel, der blutete. Und da meine Hände keine Spuren zeigten, sagte er: „ Du wirst meinem Andenken einen Thron bereiten.“

Petrus Grab

Und von allen Richtungen kamen Scharen herbei, Männer, die Petrus kannten, und solche, die ihn nur gesehen hatten, und Frauen, die ihm begegnet waren—sie trugen alle Trauer. Aber wir hatten unsere Feierkleider angelegt, denn Petrus wußte nur vom heiteren Tod zu erzählen, der Hand in Hand mit dem Leben geht. Und seine Lieblinge standen auf dem Erdhügel vor seiner Gruft und hinter ihnen Kraft, der Leibarzt, und Bugdahan mit seinem greisen Vater. Und andächtig auf ihren Knien lagen die Mädchen und Knaben, die um ihn, wie um eine steinerne Urgestalt, Tänze getanzt hatten. Und die Kavaliere kamen und die Fürstinnen vom Prunkmahle Onits von Wetterwehe; Weißgerte und die Zwillingsprinzessinnen weinten. Und König Otteweihe war zurückgekehrt vom Ozean; er hatte die ahnende Wolke am Himmel vorbeiziehen sehen. Und Gorgonos der Starre lehnte an seinem Tänzer, und Ben Ali Brom und die andern Jerusalemiter beteten. Und Ludwill und den Heiligenmaler mit der läutenden Einfalt und Damm, den Handwerker, erkannte ich und noch viele aus dem schmucklosen, grauen Haufe im Südosten der Stadt, die gemurrt haben, als sie Petrus gewahrten. Ich aber stand fern vom Grabe. Und immer neue Wanderer, Reiche und Arme an Krücken betraten den stillen Garten mit den großen Denkmälern, mit den steinernen Stämmen, die nicht blühen und verblühen. Und ich dachte: Wie oft er wohl schon verblüht sein mag, da er so voll von leuchtendem Leben bis in den Himmel hinein blühte. Ich hatte die Augen tief geschlossen, aber Rabas Hand fühlte ich auf der meinen und Najades warmen Atem. Und Hellmüte, die Zauberin, hielt mich umschlungen und forschte bang in meinen Zügen. Ich hörte gläserne Engel singen über dem kühlen Garten, bis seine Hülle Grabe lag.

Er heißt wie die Welt heiß

Und als die letzen den kühlen Garten verlassen hatten und durch das lächelnde Petruswetter heimwärts wandelten, nahm ich von den Jünglingen Abschied: „Soll Dich nicht einer von uns begleiten?“ Sie wußten, mich zog es nach dem Thron der Berge zurück. Und ich blieb drei Tage und drei Nächte. In den Nächten blickte ich in den größten Stern, in den seligen, goldenen Tempel, und am Tage wartete ich auf die Nacht. Und nur einmal näherte sich einer den Bergen (ich kannte ihn nicht); aber als er mich fand, bat er, meine Stirne küssen zu dürfen, das sie sein Bild trug. Aber ich zeigte auf den moosigen Stein der Höhe, auf dem Petrus so oft geruht hatte. Vor dem fiel der Fremdling nieder und betete in der Sprache seiner Heimat. Und am Morgen des vierten Tages schritt ich die Berge herab und mir nach viel schwer Geröll, und ich bog noch einmal den Pfad zu seinem Grabe ein. Unter dem weißen Traumkleide der Frühe, umkreiste eine Schar tanzender Teufel sein Grab, und sie versuchten, sich zu verbergen, als sie mich gewahrten. Aber ich winkte ihnen, ihre Totenfeier zu beenden; es waren die treuen Negerknaben Onits von Wetterwehe. Auf dem Grabe Blühten noch die Kränze der Trauernden, und die Blumen Rabas und Najadens standen voll von Tränen, und wie ein Beet duftete der Kranz seiner Lieblinge—er trug eine weiße Seidenschleife—darauf in Goldbuchstaben: Dem jubelnden Propheten. Und ich schrieb in die Erde: Er heißt wie die Welt heißt

* perhaps the word should be Horde. we have held us to the orignal printing. eds